Ich sag nur Ron Gilbert
Wenn sich der Kopf hinter Klassikern wie Maniac Mansion und Monkey Island auf macht um ein neues Adventure zu veröffentlichen sollte man schon einmal aufhorchen. The Cave vermischt dabei klassische Adventure Elemente mit einer Side-Scroller Mechanik, was erstaunlich gut funktioniert.
Hintergrund des Spiels ist eine magische Höhle welche nicht nur sprechen kann (und im Spiel als Erzähler fungiert), sondern welche von all jenen aufgesucht wird, welche sich von ihr die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches erhoffen. Sieben Charaktere haben sich aufgemacht um die Tiefen der Höhle zu ergründen, drei davon wählt man zu Beginn aus und bestreitet mit ihnen das Spiel. Da jede Spielfigur einen anderen Wunsch hat ändert sich die Handlung auch je nach Zusammenstellung des Teams. Um also alles einmal gesehen zu haben muss man das Spiel mindestens drei mal durchspielen.
Der Aufbau des Spiels ist episodenhaft. Es gibt fixe Elemente die immer gleich sind, aber den Hauptteil nehmen die individuellen Episoden der einzelnen Figuren ein in welchen man nicht nur versucht ihren Wunsch zu erfüllen, sondern auch hinter so manches dunkle Geheimnis der "Helden" kommt. Jede Spielfigur kann einen Gegenstand tragen (adieu Inventar) und hat eine Spezialfähigkeit welche sie vor allem zur Lösung der eigenen Aufgabe benötigt, welche aber auch in den anderen Abschnitten zu alternativen Lösungswegen führen kann.
Das Spiel selbst ist gespickt mit Ron Gilberts typischem schwarzem Humor. Die Rätsel sind eigentlich immer logisch, der Schwierigkeitsgrad ist für Adventure Veteranen aber leider zu gering angesetzt was wohl auch an der sehr linearen Struktur liegt. Man weiß eigentlich immer genau was als nächstes zu tun ist und durch den Episodenhaften Aufbau ist die jeweilige Welt dann auch relativ begrenzt wodurch die richtige Lösung oft "zu" nahe liegt.
Ein weiterer Kritikpunkt der oft vorgebracht wird ist, dass es keinen klassischen Handlungsbogen gibt, vielmehr hat jeder Charakter seine eigene Geschichte (mit Hilfe der anderen beiden Spielfiguren) durchzustehen. Das kann man bedauern, wenn man aber etwas unter die Oberfläche blickt, dann ergibt es durchaus Sinn. So darf man meiner Meinung nach die Höhle nicht zu wörtlich nehmen, sprich nicht als realen Ort interpretieren, sondern als Metapher für die Abgründe der Seele. So hat jeder Charakter ein dunkles Geheimnis, verursacht durch das Verlangen seinen innersten Wunsch zu erfüllen. Wir lösen also keine klassische Geschichte auf, sondern schauen ins innerste der sieben Spielfiguren und dadurch auch in uns selbst. Sicherlich, das ist nur meine Interpretation und man kann genau so gut alles für bare Münze nehmen, aber ich bevorzuge eben diesen Blickwinkel (und er ergibt meiner Meinung auch mehr Sinn).
Technisch ist The Cave sicherlich nicht state of the Art, aber für meine Ansprüche reicht die Optik dicke. Die Animationen sind liebevoll gestaltet, ebenso wie die Höhle selbst. Dazu kommt dann noch die stimmungsvolle Vertonung, welche allerdings nur in Englisch vorliegt. Wer nur des Deutschen mächtig ist muss wie früher den Text lesen.
Allerdings ist das Spiel trotz der vermeintlich alten Optik vergleichsweise Resourcenhungrig. Mein late 2008er MacBook Alu mit Intel Core 2 Duo und Nvidia GeForce 9400M wurde teilweise doch sehr heiß und in dem Zuge dementsprechend auch langsamer und ruckelte. Da waren optisch aufwändigere Titel teilweise noch deutlich flüssiger. Trotzdem ließ sich das Spiel noch gut spielen, allerdings sollte man bei noch älteren Rechnern vorsichtig sein.
FAZIT: Auch wenn The Cave mangels Tiefgang nicht an die Adventure Klassiker alter Tage herankommt, so erhält man doch ein mehr als grundsolides Spiel voller Witz welches zum mehrfachen Durchspielen animiert und dabei mit einem top Preis lockt. Jeder der etwas für Adventures übrig hat sollte hier zugreifen.
Talmay about
The Cave, v1.0.0